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Von gefangenen und nicht gefangenen Fischen......

Es ist schon seltsam, aber manchmal sind es die Fische die man nicht gefangen hat diejenigen, die sich für immer ins Gedächtnis “einbrennen“.Seit den Geschehnissen in drei Akten der letzten Wochen bin ich davon überzeugt. Nicht das ich als Schneider nach Hause gefahren wäre..........nein Fische habe ich immer gefangen. Die meisten davon werden irgendwann vergessen sein. Doch es gab auch Fänge an die ich mich zeitlebens erinnern werde und es gab auch Fische die ich nicht fangen konnte an die ich ebenfalls immer denken werde. Aber lest selber:

Akt 1:

Ich probierte eine bisher von mir noch nicht befischte Ahrstrecke aus. Mein meist ständiger Begleiter und Angelfreund war an diesem Tag beruflich verhindert, so das ich alleine angereist war. Kurz nach meiner Ankunft traf ich einen holländischen Fliegenfischer-Kollegen. Man Unterhielt sich kurz und er teilte mir mit schon die ein oder andere gute Forelle auf eine braune Sedge verhaftet zu haben. Zügig fing ich mit dem Fischen an und es dauerte nicht lange bis das ich auch eine sehenswerte Strecke vorweisen konnte. An diesem Stück war anders als gewohnt das Pirschangeln im grünen Tunnel angesagt. Die Bachforellen standen meist in der Deckung unter Bäumen die über das Wasser ragten bzw. zwischen größeren Steinen am Gewässergrund und sie nahmen ausschließlich die Trockenfliege. Gegen Mittag fing ich dann den ersten Fisch der sich wohl für immer ins Gedächtnis manifestierte. Es war ein Regenbogner von 33 Zentimetern. Nicht das der Fisch besonders schön gewesen wäre oder außergewöhnlich groß war............nein, es war die erste Regenbogenforelle die ich an der Ahr fangen konnte und immerhin fahre ich schon an die 20 Jahre an diesen Eifelfluss und habe so manche Stunde fischend hier verbracht.

An diesem Tag reichte die Zeit nicht aus um die gesamte Stecke befischen zu können und so schenkte ich es mir den Anfang der Strecke zu begutachten..........ein Fehler wie ich bald feststellen sollte. Ich war erst einmal mit gut einem halben Dutzend Bachforellen, der Regenbogenforelle und etlichen kleinen Döbeln und Schneidern als “Beifang“ zufrieden.

Akt 2:

Knapp zwei Wochen später fischte ich wieder an dieser Strecke. Aufgrund meiner positiven Erfahrung und dem entsprechend positiven Bericht war dieses mal auch mein Angelfreund mitgekommen. Doch dieses mal wollten  die Fische nicht so recht. Am späten Nachmittag sah die Bilanz für mich eher mager aus. Gerade mal drei  gute Bachforellen hatte ich fangen können. Aber auch heute befand sich unter den “Beifängen“  Fische an die ich mich wohl immer erinnern werde. Zum einen hatte sich ein Smolt (Junglachs) die angebotene Royal Wulff einverleibt. Bemerkenswert war zudem das das Fischlein auf der linken Körperseite zwei Brustflossen vorwies. Zum anderen nahm eine Elritze die für sie viel zu große Fliege. Auch diese war das erste Exemplar dieser Species für mich seit dem ich mit der Fliegenrute unterwegs bin. Meinem Angelfreund war es bis dahin noch schlechter ergangen. Er hatte zwar viele Bisse bekommen, aber aus irgendeinem Grund war Fortuna gegen ihn. Ein zählbarer Erfolg war ausgeblieben. Er hatte aber zusätzlich den von mir noch nicht begutachteten Anfang der Strecke erkundet und befischt und schwärmte von Monster-Döbeln von gut  4-6 Pfund, die ihm zweimal kurz nach einem Biss das Vorfach gesprengt hatten. Weiterhin beschrieb er tiefe Löcher und Gumpen. Am frühen Abend  beendeten wir die Fischerei und kümmerten uns erst einmal um das eigene leibliche Wohl. Auf dem Weg nach Hause wollte ich unbedingt  die Monster-Döbel  des oberen Streckenteils selber sehen. Wir fuhren also zu besagter Stelle und hielten noch einmal kurz an um uns die Fische anzusehen.

Mein Freund hatte recht gehabt. Im relativ ruhigen Wasser, das offensichtlich  auch sehr tief war zogen sie umher. Was für Tiere ! Kurzerhand machte ich mein Gerät noch einmal klar. Ich musste es einfach ausprobieren  einen von diesen gewaltigen Dickköpfen zu überlisten. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sie verschmähten alle angebotenen Muster. Fische die man nicht fängt und an die man sich immer erinnern wird erster Teil. Doch es kam noch besser. Während ich immer wieder die Trockene für die Döbel servierte stieß auf einmal das Maul eines gewaltigen Salmonidens durch die Wasseroberfläche. Dieses wiederholte sich ein paar mal. Ich fing also an diesen mit entsprechenden Mustern anzuwerfen. Kurze Zeit später konnte ich mein Gegenüber in voller Pracht erblicken. Wie ein Lachs, der ein Wehr bezwingen will schoss das Tier in voller Länge aus dem Wasser. Es war sicher 60-70 Zentimeter groß und das markante Maul wies das Tier als Milchner aus. Was mir allerdings verborgen geblieben war ist die Art des Fisches. Ob es sich um eine kapitale Bachforelle oder um eine Meerforelle handelte (Lachs ist aufgrund der Jahreszeit wohl nicht denkbar) vermag ich nicht zu sagen. Ich konnte das Tier noch längere Zeit unter Wasser stehen sehen, alle Versuche ihn zu Anbiss zu reizen waren jedoch erfolglos. Das Erlebnis an sich hat sich jedoch erfolgreich bei mir eingebrannt. Ich werde die kapitalen Döbel und diesen herrlichen Salmoniden nicht mehr vergessen.

Akt 3:

Um den oberen Streckenteil ausgiebiger befischen zu können fragte ich eine Woche später beim Fischereirechteinhaber eine Karte an. Ich wollte das verlängerte Wochenende bzw. den Brückentag dazu nutzen den großen Döbeln und der kapitalen Forelle einen Besuch abzustatten. Doch es kam wie es kommen musste. Das Kartenkontingent war für alle Tage ausgeschöpft. Es war also nicht möglich dort zu fischen. Kurzerhand disponierte ich auf eine andere Strecke an der Ahr um. Diese befische ich häufiger und so war wenigstens ein Angeltag gesichert.

Es war an diesem Tag schwül und heiß. Zudem war ich aus unvorhersehbarem Grund verspätet angekommen. Ich fing also am frühen Vormittag mit der Angelei an. Anfangs machte alles einen viel versprechenden Eindruck . Vereinzelt stiegen gute Forellen und bald waren zwei Portionsforellen gefangen und wieder freigesetzt worden. Eine Stunde später war der Zauber aber vorbei. Eine untermassige Bachforelle sollte die Ausbeute des ganzen Mittags sein. Auch die Pirsch auf große Döbel, die den ganzen Tag umherzogen war nicht von Erfolg gekrönt und egal welches Muster ich präsentierte........die Dickköpfe ignorierten alles. Am Nachmittag gab ich frustriert auf. Eine Unwetterfront war angekündigt und sicher tat der fallende Luftdruck sein übriges. Nachdem ich meine Gerätschaft ins Auto verstaut hatte widmete ich mich der Beobachtung einer Schule von teils kapitalen Döbeln. Der größte war sicher um die 60 Zentimeter.

Plötzlich kam von hinten aus der Tiefe ein anderer noch größerer Fisch angeschwommen. Die kleinen Schuppen, das typische Maul und die Fettflosse wiesen ihn eindeutig als Salmonide aus. Völlig überrascht konnte ich sehen wie diese Riesenforelle von gut 70-80 Zentimetern den eben erwähnten, durchaus als kapital zu bezeichnenden Döbel attackierte und energisch vertrieb. Der Fisch zog direkt unterhalb von mir vorbei und ich konnte ihn noch für einige Meter verfolgen. Dann verschwand er genauso wie er gekommen war in der Tiefe. Der Rücken hatte eine bronzefarbene Tönung und ein Fleckenmuster war nicht zu erkennen. Was das wohl gewesen ist?

Auch diese Beobachtung wird mich wohl immer begleiten und jedes Mal wenn ich die entsprechende Stelle befische werde ich an den gewaltigen Salmoniden denken müssen.

Tja.....es müssen nicht immer kapitale Fänge sein. Auch kleine oder durchaus normale Fische können sich in unserer Erinnerung festsetzen. Sie müssen nur durch ihre Seltenheit auffallen. Auch kapitale Fische die man nicht gefangen , aber gesehen hat bleiben uns häufig im Gedächtnis. Wichtig ist hier das es sie gibt. Fische die existent sind kann man irgendwann mit viel Glück fangen und sie lassen uns dann die seltenen Sternstunden erleben.

 D.Henkes