Praxistipp Nr.6 : Tipp bezüglich der Beschaffung von Bindematerialien

 

Winterzeit - Bastelzeit - Bindezeit......nun will ich mich (auch aus aktuellem Anlass - siehe Unterhaltung / Mein Fliegenbindetagebuch) ein wenig über die Beschaffung von Materialien zum Fliegenbinden auslassen! Der einfachste Weg besteht darin zum Fachhändler zu gehen, einen Versandhandel zu bemühen oder sich das "Zeugs" bei Ebay zu "schießen". Wer es leid ist sich für ein Vermögen Material zu kaufen, wird früher oder später über Alternativen nachdenken (müssen). Das habe ich auch getan und zusätzlich Literatur gewälzt bzw. Anfragen bei erfahrenen Bindern gestartet.

Dabei bin ich zu folgendem Schluss gekommen:

Braucht man erstklassige Hechelfedern für Trockenfliegen, so kommt an einen teuren Hahnenbalg von Whiting oder vergleichbaren Anbietern nicht herum. Hier bleibt nur der Kauf bei den vorgenannten Örtlichkeiten und Institutionen. Aufgrund der stolzen Preise und der Ergiebigkeit solcher Bälge sollte man sich gegebenenfalls innerhalb einer "Käufergemeinschaft" solch einen Hahnenbalg teilen. Ausnahme bildet hier die Farbe "grizzly". Da lohnt es sich einen ganzen Balg zu erwerben, mit dem man auch einige Jahre auskommen wird. Für andere Farben, wie schwarz, weiß oder braun gilt: das Teilen mit einem oder zwei Fischerkollegen ist durchaus anzuraten.

Für diverse Artikel wie Tinsel, Garn, Haken, Bindegarn, Floss, usw. bleibt sowieso nur der Erwerb über den Fachhandel, Versand- / Internethandel oder Ebay.

Aber nun wird es spannend!!!

Haben sie Haustiere, wie Katzen oder Hunde?........gut

Haben sie Kinder, mit denen sie zum Zoo fahren oder gibt es einen Tier oder Zoo vor Ort?........gut

Kennen sie einen Jäger oder Jagdpächter?.....sehr gut

Gibt es eine Kirschnerei vor Ort?.......sehr gut

Hält jemand den sie kennen Geflügel oder Ziergeflügel?......sehr gut

Letztendlich ist vieles an Tierfell / Tierhaar und Federkram zum Binden geeignet, wenn nicht sogar fast alles. Lediglich beim Hechelmaterial sollte, wie gesagt, besonders auf die Qualität geachtet werden. Für alles andere gilt: Es ist unabhängig von der Qualität verwendbar!!!

Fangen wir beim Naheliegendsten an: Sie haben Haustiere wie Hund, Katze oder Kaninchen? Bürsten sie die Tiere doch regelmäßig aus! Zum einen tuen sie den Tieren etwas Gutes und zum anderen gewinnen sie völlig kostenlos ganz tolles Dubbing-Material. Perserkatzen liefern z.B. tolles Dubbing für Nymphen. Aber auch alle anderen haarigen Hausgenossen verlieren Haare die sich dubben lassen. Sie werden sich nie mehr über Haare auf Teppich oder Polster ärgern, sondern jedem Büschel hinterher weinen, sofern sie einmal diese Quelle für sich entdeckt haben!

Gehen wir einen Schritt weiter. Wenn sie die Möglichkeit haben schnell und unkompliziert einen Wildpark oder Zoo zu erreichen, scheuen sie nicht die Mühe dort vorzusprechen. Im Herbst oder Frühjahr ist das eine fast unerschöpfliche Quelle für viele Materialien, die sie sonst nur käuflich erwerben können. Sollten sie Kinder haben, so schicken sie diese vor. Die bekommen von den Wärtern fast immer das gewünschte "Bastelmaterial". Ansonsten sprechen sie bei entsprechender Stelle vor und winken gegebenenfalls mit einer kleinen Spende. Dann werden ihnen wahrscheinlich Türen und Tore offen stehen. Das zu erwartende Material ist vielseitig und teilweise ansonsten kaum zu beschaffen: Pfau, Diamantfasan, Goldfasan, Flamingo, Jungle Cock, diverse Entenarten, Sittich- und Papageienfedern, Dachs, Marder, Fuchs......die Liste ist fast unerschöpflich!! Wildparks haben zudem oft einen Restaurant-Betrieb, in dem "Überproduktionen" auf den Teller wandern! Fragen sie dort nach ob sie die Häute oder Teile davon bekommen können. Auch hier ist an sicher gerne bereit ihnen entgegenzukommen bzw. gegen einen Obulus mehr Material zur Verfügung zu stellen wie sie verwerten können. Hier kommt man auch an das gesuchte Winterhaar (Elk Hair) vom Rotwild oder Reh! Da stört dann keine "Schonzeit".

Auch hier ist die Liste für Bindematerial lang: Luchs oder Wildkatze z.B. , sämtliche Sorten von Hornwild (Hirsch, Reh usw.), Greifvogelfedern, Löffelwild (Hase und Kaninchen), Marder, Dachs, Waschbär, aber auch ganz banal Schafe und Ziegen stehen dort als "Lieferanten" zur Verfügung. Im großen und ganzen gilt hier das gleiche wie für den Zoo.

Für Jäger und Kirschner gilt: Hier fallen immer Felle, Bälge oder Balgstücke ab die verwertbar sind. Sei es Reh, Wildschwein, Feldfasan, Fuchs, Feldhase oder Feldkaninchen.......die Liste ist ebenfalls unendlich was man hier verwertbares bekommen kann.

Vielleicht kennen sie ja auch einen Nachbarn der Ziergeflügel oder Nutzgeflügel als sein Eigen nennt. Irgendwann kommt jeder Vogel in die Mauser. Goldfasan, Pfau, Diamantfasan, Sittiche und Papageien, das ganze Hühnervolk, Zierfinken.......die Liste ist endlos! Bei einem Halter von Nutzgeflügel brauchen wir bezüglich Huhn, Hahn, Pute, Gans und Ente gar nicht zu lamentieren. Der schmeißt die Federn meist eh weg und ist froh wenn sie einen anderen Abnehmer finden. Hechelfedern für eine Nassfliege kann auch ein Haushahn liefern!

Sie sehen also........man muss bezüglich Tierhaar oder Federn nur ein wenig mit den Möglichkeiten spielen und schon verringert sich der Umsatz des Fachhändlers diesbezüglich dramatisch!!!

Bezüglich der Lagerung bzw. Hygiene bei Bälgen ein paar kleine Tipps:

Sorgen sie dafür das keine Fleisch oder Fettreste an der Haut verbleiben (Sie könnten sonst böse Überraschungen mit Geruchsbelästigung oder einer ungewünschten Madenpopulation bekommen). Haben sie die Haut entsprechend vorbereitet, so frieren sie diese für einige Zeit ein (ein paar Wochen genügen). Dieses tötet schon mal die meisten Keime und Untermieter wie Flöhe, Milben etc. ab. Nun erfolgt der nächste Schritt: Spannen sie den Balg an einem sonnigen Platz im Garten oder auf dem Balkon auf. Meisen werden nun erfreut die letzten Fleisch- und Fettreste beseitigen und die Sonne wird den Balg austrocknen. Nach kurzer Zeit haben sie einen geruchsneutralen und sauberen Balg, den sie bedenkenlos in ihrem Bindekoffer, bzw. in ihrer Bindetasche verstauen können.

Einzelne Federn oder Haarbüschel bedürfen, sofern ausgekämmt oder in der Mauser verloren, keinerlei Nacharbeit und sind so wie sie sind verwertbar.

Aber halten sie ansonsten auch im Haushalt oder im Kaufhaus die Augen offen. Feine Kupferlitzen eines Elektrokabels (Modellbau o. ä.) eignen sich z.B. zur Beschwerung von Nymphen oder für die Rippung derselben. Synthetische Wolle schwimmt gut und eignet sich in entsprechenden Farben für Trockenfliegenschwänzchen (z.B. Hexe oder Royal Coachman) oder man dubbt aus den Flusen Körper. Natürlich kann man Wolle in entsprechender Farbe und Form auch für das Binden von Streamern benutzen.

Durchstöbern sie ruhig mal die Haushaltswarenabteilung eines Kaufhauses bezüglich Garne und Wolle, oder schauen sie mal nach was ihre Frau hortet!

Was spricht dagegen Lametta für die Rippung eines größeren Streamers oder verzwirbelt für die Rippung einer Nassfliege zu verwenden? Lametta gibt es übrigens in Silber und in Gold!

Sie sehen........die Möglichkeiten sind als sehr gut zu bezeichnen preiswert an entsprechendes Bindematerial  heranzukommen und........sie sind nahezu fast unbegrenzt!! Gehen sie mit offenen Augen durch die Welt, es lohnt sich und spart viel Geld.

 

Ich wünsche gutes Gelingen und viel Erfolg und tight lines!

mfG

D.Henkes

 

 

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